WIEGER

Das mediale Interesse an einer Waffe, deren Produktionseinstellung bereits Jahrzehnte zurückliegt, ist schon sehr erstaunlich. Das Besondere daran ist, dass die Mythen um das DDR Sturmgewehr WIEGER nicht mit der Wiedervereinigung ihr Ende fanden, sondern das Thema WIEGER im Jahr 2016 letztlich auch noch Abgeordnete des Bundestages beschäftigte. Titel wie „Schalcks Wunderwaffe“, „Die heißen Eisen aus Wiesa“, „Die kalte Spur zu einer heißen Waffe“, „East Germany‘s Phantom AK“, „Heiße Spur zum DDR Sturmgewehr endet in einem Säurebottich“, „Exportschlager WIEGER“, „Mysterium WIEGER STG 940“ usw.
gespickt mit Attributen wie „streng geheim“ oder Begriffen wie „Stasi“ konnten schon das Interesse von Lesern und Zuschauern erwecken. Allerdings waren die
meisten der bisher verfassten Beiträge in der Presse und im Fernsehen von der Wirklichkeit weit entfernt. Das tatsächliche Geschehen sah völlig anders aus.
Selbstverständlich unterlag die Entwicklung der WIEGER den einschlägigen Geheimhaltungsvorschriften und die mit den derartigen Entwicklungen befassten
Dokumente erhielten die entsprechende Einordnung als „Vertrauliche oder Geheime Verschlusssache“. Auch bei allen anderen militärischen Entwicklungen
oder Lizenznahmen galt das Prinzip, dass nur der Personenkreis Einblick in ein Thema erhielt, der dafür Leistungen zu erbringen hatte. Das war aber keine Besonderheit
der DDR und des GWB, sondern dieses Prinzip ist bei Waffenentwicklungen in der gesamten Welt üblich. Die Entwicklung des STG WIEGER war dabei keine Ausnahme, sondern wurde nach dem gleichen Prinzip wie vorangegangene Entwicklungen behandelt.

Der GWB Wiesa entwickelte sich im Verlaufe seines Bestehens zu einem Betrieb mit hochmodernen Fertigungsstrecken und einem hohen Automatisierungsgrad.
Diese eigentlich anspruchsvolle Technologie hatte aber den entscheidenden Nachteil, dass sie ausschließlich für die Produktion von Waffen, speziell für das System
„Kalaschnikow“ geeignet war, mit Taktzeiten für eine damals perspektivisch vorgesehene Jahresproduktion
von 200 000 Waffen. Die vorhandenen, mit hohem Investitionsaufwand geschaffenen Anlagen, galt es zu amortisieren. Eine zivile Fertigung war auf Grund der hochgradigen Spezialisierung jedoch ausgeschlossen.

Die Situation stellte sich so dar:
• Der NSW-Export von Waffen im Kaliber 7,62 war rückläufig, sicherlich beeinflusst vom weltweiten Übergang auf kleinere Kaliber (NATO 5,56 x 45, Warschauer
Pakt 5,45 x 39).

• Die Umrüstung der NVA mit dem Modell AK-74 hatte 1985 begonnen, aber das Ende des Bedarfs lag weit vor der Amortisation der wertintensiven technologischen Ausrüstungen.
• Ein Export der AK-74 wurde vom Lizenzgeber nicht zugelassen.

Was lag also näher als eine Waffe zu entwickeln, die auf den vorhandenen Produktionsanlagen gefertigt werden konnte, aber von der man behaupten konnte,
dass sie in weiten Teilen mit der Lizenzdokumentation nicht mehr identisch ist und deshalb die Restriktionen für den Export nicht mehr greifen.

 

Verkaufsprospekt WIEGER